Freitag, 13. September 2013

Nähen lernen mit Hindernissen

Nachdem ich jetzt monatelang drum herum geschlichen bin, habe ich mich heute endlich rangewagt, an die Maschine. An das gute Erbstück von Oma. Und oje, was soll ich sagen, Oma hat sich heute, fürchte ich, im Grabe umgedreht...


Zunächst liess sich alles noch recht gut an: Ich konnte den Schrank, in dem die Maschine gut verstaut zwischen ihren Einsätzen schläft, ganz ohne Anleitung alleine öffnen! Und da lag sie vor mir, die Pfaff 260 Automatic (ja, seit heute weiß ich sehr genau welches Modell da bei mir steht!), noch in der Arbeitsplatte versenkt. Das war dann der Moment in dem ich doch zum ersten Mal zum Handbuch (noch bestens erhalten, ich hatte eine sehr ordentliche Oma!) greifen musste. Aber auch das Ausklappen und Feststellen war noch easypeasy zu bewerkstelligen.
Beim nachfolgenden Blick auf meine Hände beschlich mich allerdings das ungute Gefühl, dass es bei einem unverbindlichen kurzen Ausprobieren wohl heute nicht bleiben würde... sie waren komplett voller Maschinenöl, und ebenselbes tropfte auch gerade hübsch unten raus in den bisher sauberen  Holzschrank.
Das ist jetzt wahrscheinlich für niemanden außer mir und meiner Mutter lustig. Aber lasst Euch gesagt sein, mein Opa hat früher alles was nicht niet und nagelfest war geölt, schneller als man das Wort quietschen aussprechen konnte. Und was soll ich sagen, bei dieser Nähmaschine lag er damit sogar genau richtig. Auch die Anleitung empfiehlt das gute Stück regelmäßig zu ölen und bringt zur Vereinfachung gleich rote Markierungen mit, an denen man das Öl eintröpfeln muss. Mein Opa ist also voll rehabilitiert.
Aber bei diesen Empfehlungen war wohl nicht vorgesehen, dass die Maschine 6-7 Jahre kopfüber in ihrem Holztischchen hängt, schändlich vernachlässigt, weil Oma nicht mehr nähen konnte, und ich noch nicht wollte. Also gings erst mal ans Putzen & Wischen & Entölen aller wichtigen Teile, die bald mit dem Stoff in Berührung kommen sollten.

Gefühlte Stunden Ein gutes halbes Stündchen später konnte ich dann endlich loslegen. Hm, nur wie?
Nochmal Bedienungsanleitung von anno dazumal durcharbeiten. Faden einfädeln, Spule einsetzen, das hat alles noch ganz gut geklappt. Und dann hat es mich eine halbe Ewigkeit gekostet rauszufinden, wie das so genau mit dem Ober- und Unterfaden funktioniert. Das war nämlich so: Die erste Naht sah relativ gut aus. Die zweite hat den Namen Naht schon nicht mehr verdient, man würde sie eher als ein Stück Stoff mit fein säuberlich aufgereihten Löchern bezeichnen.
Jetzt war guter Rat teuer. Nachdem ich zuerst die Anleitung durchgewälzt und dann meine Nähzeitschriften durchwühlt hatte ohne Ergebnis, kam mal wieder der Gatte mit DER Lösung um die Ecke, fragte er sich und mich doch lapidar: "Und warum hast Du nicht gleich auf Youtube geschaut?"
Dort kann man mehr oder weniger professionellen Nähern/-innen beim Einfädeln ihrer Maschinen zuschauen in mehr oder weniger professioneller Bildqualität. Aber die Antwort auf meine Frage liefert mal wieder die Sendung mit der Maus! Klassiker! Warum hab ich nicht gleich danach gesucht?


Für alle, die auch gerne wissen möchten, was in der Nähmaschine mit dem Ober- und Unterfaden so passiert und warum:



Mit diesem neu erworbenen Wissen fühlte ich mich gleich schon wesentlich qualifizierter und wollte loslegen, endlich meiner ersten Naht zu ihrem großen Durchbruch verhelfen. Und Peng! Motor läuft, Nadel bewegt sich..... nicht mehr. Und groß war das Geschrei! 

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab es geschafft die Maschine kaputt zu kriegen, bevor wir uns überhaupt richtig kennenlernen konnten. Antriebskette gerissen. Aber die Pfaff wäre ja keine Pfaff, wenn man nicht sogar heute noch Ersatzteile samt Anleitung für den Einbau bekommen könnte (für eine Maschine aus den 60er Jahren! Erstaunlich). Also lautet mein neues Hobby (noch) nicht wie geplant Nähen, sondern fürs Erste Nähmaschine reparieren. Zu Beginn wollte ich erst kapitulieren, frei nach dem Motto: tja, schade, Maschine umgesiedelt, monatelang angehimmelt und dann das schnelle Aus für das neue Hobby. Aber schlimmer kanns ja sowieso nicht mehr werden. Also warum nicht ausprobieren das gute Stück selbst zu reparieren. Heißt ja nicht umsonst Do-it-yourself. Und wenn nicht mehr alle Teile an ihren angestammten Platz zurückfinden, ist die Maschine dann eben immer noch kaputt...
Kann sich also nur noch um ein paar weitere Monate handeln, bis ich endlich hier Näherfolge präsentieren kann. ;)

XOXO 
Nicole

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen